Ensemble Diderot – Johann Sebastian Bach – A Musical Offering, BWV 1079

Wie viele Aufnahmen mag es von dieser Musik geben? Die Vielzahl an Einspielungen macht das Auswählen schwierig. Hier kommt eine gewichtige Empfehlung, denn das Ensemble Diderot unter seinem Leiter Johannes Pramsohler ist erfahren in der informierten Aufführungspraxis. Der Katalog des kleinen, aber feinen Labels Audax Records beweist es.

 

Dabei ist die Geschichte hinter der Komposition wohl bekannter: Der gealterte Bach wird vom jungen und gerade erst inthronisierten preußischen König Friedrich II. eingeladen, am Hof seine Kunst zu beweisen. Der König gibt ein Thema vor, Bach macht daraus eines seiner zentralen Alterswerke und schickt die Komposition nebst einem Brief nach Potsdam. Ob sich der König überhaupt mit dieser – seinem Geschmack nicht in allem entsprechender – Musik beschäftigt hat, ist nicht überliefert. Eine Belohnung bzw. Bezahlung hat es mit Sicherheit nicht gegeben.

 

Ganz im Gegenteil: Diese gewidmete Musik war politisch nicht opportun! Denn Bach war Bürger Sachsens, und in der Zeit, in der das musikalische Opfer entstand, hatte eben jener Friedrich II. in der Schlacht bei Kesseldorf ein sächsisch-österreichisches Bündnis geschlagen. Da sich der Komponist seiner Herrschaft gegenüber illoyal verhielt, hatte man schon zu Lebzeiten einen Nachfolger als Thomaskantor präsentiert, und zwar Gottlob Harrer, und dadurch Bach erneut mit Nicht- bzw. Missachtung gekränkt.

 

Mit dem Werk selbst hat das nichts zu tun. Bach greift noch einmal alles, was die europäische Form der Triosonate bietet, auf und erschafft etwas ganz Neues. Ob man es tatsächlich in der Reihenfolge hören muss, die Pramsohler in dieser Aufnahme vorgibt, ist nicht gesagt, und ob es tatsächlich einen so engen Bezug zur um 90 v. Chr. entstandenen „Unterweisung in der Redekunst“ des antiken Rhetorikers Quintilian gibt, auch nicht. Aber manches spricht dafür. Wahrscheinlich ist eine genaue Reihenfolge von Bach auch gar nicht vorgesehen gewesen.

 

Das Ensemble Diderot bietet uns einen wunderbaren Klang. Alle Instrumentalisten, ganz egal ob Johannes Pramsohler mit deutlichem, aber geschmeidigem Geigenton, Roldán Bernabé als kunstfertigem Violaspieler, Georges Barthel mit warmem Flötenklang, Gulrim Choï mit dunklem Cellosound bzw. Philippe Grisvard mit deutlich akzentuiertem, aber durchaus elegantem Cembalospiel: Alle fünf Musiker dieses französischen Ensembles brillieren als Solisten, ergänzen sich aber in den verschiedenen Kombinationen, die diese Aufnahme erfordert, ideal.

 

Wie immer ist auch diese Audio-CD wunderbar gestaltet, bietet ein überaus lesefreundliches und informatives Booklet als Ergänzung zu traumschön eingespielter Musik, die uns in die Zeit des Spätbarock entführt. Ich wünsche dieser Aufnahme ganz viele Hörer.

 

J. S. Bach: A musical Offering ist unter der Bestellnummer 3770004137817 beim Label Audax Records erschienen und bereits seit dem 11. April 2025 im einschlägigen Handel, unter anderem bei der Firma JPC, erhältlich.

 

 

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