Meine kleine Nachtmusik September/Oktober 2024 – Josef Gabriel Rheinberger, Messe in f, Opus 159
Was kann die Musica nicht alles: aufheitern, erlösen, beruhigen, beflügeln, aufhellen, ordnen, tanzen, schwingen, ermuntern, trösten, unterhalten, erziehen, öffnen. Kleinere Musikstücke in sehr subjektiver Auswahl sollen einmal pro Monat Appetit machen auf etwas Wunderbares aus der großen Welt der Töne. Vielleicht ebnet das Anhören sogar den Weg zum Komponisten und dessen Œuvre?
Bereits in seiner Jugend zeigte der in Liechtenstein geborene Josef Gabriel Rheinberger eine ganz außergewöhnliche Musikalität. Er besuchte bereits mit zwölf Jahren das Konservatorium in München und wurde später Professor für Orgel und Komposition sowie Hofkapellmeister des bayerischen Königs Ludwig II. Dadurch spielte er für die katholische Kirchenmusik in Deutschland eine bedeutende Rolle.
Neben der Orgelmusik entstanden ab 1877 verstärkt Werke für Chor, auch die Messe in f-moll, Opuszahl 159. In ihr beschränkt sich Rheinberger konsequent auf eine nur begleitende Funktion der Orgel. Dem tastenden Kyrie stehen ein kräftiges Gloria und ein ebensolches Credo zur Seite. Ein inniges Sanctus folgt mit einem beeindruckenden Benedictus, das dem Chor gerade in seinen chromatischen Bewegungen einiges abverlangt. Auch im Agnus Dei zieht Rheinberger alle Register der Spätromantik, ganz laut oder leise, textdienlich durchaus verhalten. Und wir alle werden – wie im Credo und im Agnus Dei formuliert – getröstet, denn Christus ist auferstanden von den Toten. Ergreifend, wie Rheinberger diese Jenseitshoffnung musikalisch ausformuliert.
Kaum zu glauben, dass einem Teil der katholischen Musikwelt jener Zeit gerade diese Messe als zu opernhaft erschien und dass die Musik Rheinbergers erst seit den späten 1980er-Jahren den ihr zustehenden Platz in der kirchenmusikalischen Aufführungspraxis im deutschsprachigen Raum erhielt! Ich hatte Glück: im September 2019 konnte ich in Kiel bei dieser Messe mitsingen. Sie wurde im Gottesdienst in der Heilandskirche aufgeführt. Die Leitung hatte Gerald Manig, die Orgel spielte Falk Schneppat.
https://www.youtube.com/watch?v=usFQ2ZDNNRA
Unser Klangbeispiel ist eine Aufnahme des „Kyrie“ mit der Frankfurter Kantorei aus dem Jahre 1997. An der Orgel Edgar Krapp, die Gesamtleitung hat Wolfgang Schäfer. Die Aufnahme entstand in der St. Marien Kirche in Homburg.
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