Nüchtern und funktional: So sieht es eigentlich immer aus im Karl-Lennert-Krebscentrum in der Feldstraße 21 in Kiel. Denn dieser Ort gehört zur Onkolgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. Aber für einen Monat im Jahr verwandelt sich der Empfangsbereich, wird zur Kunstausstellung von Menschen mit Krebs als „Kreativ – hier und jetzt“. Am 10. September um 18.30 Uhr war die Vernissage.
Durch eine beispielhafte, für mich faszinierende Allianz können krebskranke Menschen hier ihre Werke der Öffentlichkeit präsentieren. Diese Kunst entsteht in einem Kurs, den die Kunsthalle Kiel in Kooperation mit der Förde-Volkshochschule schon seit einiger Zeit anbietet und der sich speziell an Erkrankte richtet. Hier, unter Gleichbetroffenen, können die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer Erfahrungen sammeln und künstlerisch-malerische Techniken ausprobieren.
Die scheidende Leiterin der Kunsthalle Kiel Dr. Anette Hüsch begrüßte die Anwesenden und erklärte den Prozess, der zu dieser Ausstellung geführt hat. Sensibel stellte sie die Arbeit der Kunsthalle in diesem Bereich vor und berichtete – wie einige weitere Beteiligte – von Vorbereitungen und Voraussetzungen. Die Gruppe BeHeard war mit ihrer an Country und Folk orientierten dezenten Gitarren- und Vokalmusik eine Bereicherung des Abends.
Zwei Ereignisse waren ganz besonders. Eine fast achtzigjährige ehemalige Heilpflegerin berichtete von Ihrer Krankengeschichte und von ihrem Blick auf den Kurs. Fast frei formulierte sie, sprach von den Tiefen, den Ängsten, den Enttäuschungen und Hoffnungen der Behandlung. Anrührend beschwor eine andere Frau die Anwesenden, die Brustkrebsvorsorge auf keinen Fall zu vernachlässigen. „Denn es trifft nicht nur Ältere!“
Und dann wurde an alle, die irgendwann an diesem Kurs teilgenommen haben, jeweils eine Rose überreicht. Für mich war das der Höhepunkt des Abends: eine Rose für die wiedergewonnene Lebensfreude der Beteiligten, für den Mut, sich nicht mit der Krankheit zu verstecken, sondern über die Kunst einen Weg ins Leben zu finden, in die Hoffnung, ins Licht.
Nach etwa zwei Stunden endete die Veranstaltung. Das Bündnis „Kiel hilft“ hatte großzügig nicht nur das Büfett spendiert, sondern auch die Getränke. Und mir bleibt der Dank: zuallererst an diejenige, die mich eingeladen hatte und mir auch auf dem Heimweg Rede und Antwort stand. Aber auch an all diejenigen, die als Betroffene und als Ehrenamtliche in freundlicher Atmosphäre auf mich und die anderen Gäste zugingen.
Die ausgestellten Bilder und Kollagen – ja, auch die Texte werde ich nicht so schnell vergessen. Letztere führen berührend direkt zu den Bildern.
Es ist nicht so einfach, hiervon adäquat zu erzählen. Doch bis zum 10. Oktober 2024 ist noch Zeit, sich vor Ort selbst Eindrücke zu verschaffen.
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