Johann Amos Comenius war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Gelehrten und Theologen Deutschlands, wenn nicht gar Europas. Heute ist er fast unbekannt. Einige Schulen sind nach ihm benannt. In Berlin gibt es einen Comeniusgarten im Böhmischen Dorf des Stadtteils Neukölln. Leicht hat es der am 28. März 1592 als Jan Komenský geborene Johann Amos Comenius nicht gehabt. Als er zehn Jahre alt wurde, starben seine Eltern. Er wuchs im Haus einer Tante auf und besuchte die Lateinschule in Prerau, an der er später Lehrer war und die er als Rektor leiten sollte.
Seine Heimat war also Mähren: mit Böhmen eine Landschaft, die ganz besonders unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges zu leiden hatte. Nach dem Zweiten Prager Fenstersturz im Jahre 1618 muss der Protestant und Priester der Brüder-Unität Comenius wie viele andere seine Heimat verlassen. Zuerst geht er nach Polen. Nach einem Zwischenaufenthalt in seiner alten Wirkungsstätte führen ihn Aufgaben und Reisen in die Niederlande und nach England, auch nach Schweden. Aber der Schwedisch-Polnische Krieg erzwingt die dauerhafte Emigration nach Amsterdam. Im Jahr des Westfälischen Friedens, also 1648, wird Comenius Bischof der Unität.
Es ist erstaunlich, dass Comenius trotz all dieser Widrigkeiten nie aufgehört hat zu schreiben. Es entstehen Bücher, die sich ganz allgemein mit fast allen Themen dieser Zeit beschäftigen. Er ist einer der letzten Universalgelehrten: Theologie und Philosophie sind für ihn keine Widersprüche, auch die Naturwissenschaften finden ihren – eher dienenden – Platz in dieser Welterklärung, die bei ihm Pansophie heißt. Einen ganz besonders wichtigen Rang nimmt die Pädagogik ein. Comenius ist der erste, der Kinder nach Alter, also nach Reifegrad unterrichten möchte. Sie sollen begreifen, was sie lernen. Ein für die damalige Zeit revolutionärer Ansatz. Auch die Vorläufer des heutigen Schulbuchs gehen auf Comenius zurück.
Und überhaupt: Auch erwachsene Menschen sind nicht „fertig“, sondern lernen ein Leben lang. Auch das ist völlig neu; vielleicht ist Comenius damit der Erste, der sich mit dem Phänomen des „lebenslangen Lernens“ beschäftigt hat. Ganz allgemein gilt für ihn im Lernen die Maxime „Gewalt sei ferne den Dingen“. Eine Ausnahme in der Pädagogik dieser Zeit.
Kein Zweifel, Comenius gehörte also zu den wichtigsten philosophischen Theologen der frühen Neuzeit. Mit seinen Publikationen bietet er ein abenteuerliches Leben in Büchern. Die von Veit-Jakobus Dieterich für die Reihe „rororo Monographie“ im Auftrag des Rowohlt Verlages erstellte Schrift begleitet uns zuverlässig auf Comenius’ Lebensweg. Sie macht uns mit der Wirkungsgeschichte dieses großen Theologen bekannt und mit dem, was er heute bedeutet. Zeitzeugen kommen zur Wort und eine Zeittafel vereinfacht die historische Einordnung.
Leider ist dieses Taschenbuch, das die ISBN 3-499-50466-9 trägt, vergriffen. Aber einschlägige Plattformen wie Booklooker bieten sie zu vergleichsweise geringem Preis an. Die Anschaffung lohnt sich unbedingt.
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Bettina Wulff (Samstag, 29 Juli 2023 12:29)
Nach dem Vers, vor einiger Zeit von Dir an mich gesendet, ist dieser Mensch interessant ... und cool- ein moderner Menschenfreund !