2. Sinfoniekonzert des SHS - Dramatische Melancholie

 

2. Sinfonie Konzert des Schleswig-Holsteinischen Sinfonieorchesters am 26. Oktober 2021 in der A. P. Møller Skolen in Schleswig

 

Dramatische Melancholie - zum 100. Todestage von Camille Saint-Saëns

 

Wie lange haben wir das alles vermisst: die unterschiedlichen Streicher und Bläser, die Harfe, das Schlagwerk, den Klang der Instrumente beim Stimmen, die Spannung, die sich aufbaut, wenn der Dirigent den Stab hebt und das Gespräch im Publikum verstummt. Keine Ton-Konserve kann all das ersetzten, mag sie noch so exquisit besetzt und ausgefeilt aufgenommen worden sein.

 

Vor fast 100 Jahren starb Camille Saint- Saëns 1921 in Algier. Anlass genug für das Schleswig-Holsteinische Sinfonieorchester in einer ganzjährigen Aufführungsreihe seinen Einfluss auf die europäische Musikgeschichte an Hand eigener Werke und der berühmter Kollegen, hier Claude Debussy und Maurice Ravel, aufzuzeigen.

 

Und so hatten wir an diesem Abend besonderes Glück: die beiden Cello-Konzerte des Jubilars, op. 33 und insbesondere das zweite, op. 119, sind selten zu hören. Der Solist des Abends, der hochangesehene Alban Gerhardt aus Berlin, hat uns mit seiner großen Virtuosität und profunden Musikalität diese zwei Musikstücke in Gänze erschlossen. Und wie schön leise und einfühlsam Gerhardt in den entsprechenden Passagen musizierte und wie gekonnt das Orchester unter Kimbo Ishii darauf reagierte. Es war eine Freude: die sich noch steigerte, als der Solist des Abends den „Schwan“ aus dem „Karneval der Tiere“ als Zugabe zum Besten gab, in einem wunderbaren Dialog mit der Harfe und den erstaunlich disziplinierten Streichern.

 

Die ursprünglich für Klavier zu vier Händen komponierte und erst um 1907 orchestrierte „Petite Suite“ von Claude Debussy eröffnete den Abend. In insgesamt vier Einzelstücken, die sich zum Teil an Gedichten von Paul Verlaine orientieren, hatte das Orchester Gelegenheit genug, sich dem Publikum als hellwaches, aufgeschlossenes und homogenes Ganzes zu präsentieren. Besonders eindrucksvoll gelang dies im fröhlichen „Cortege“, mit seiner ganz speziellen fast hüpfenden Tongebung.

 

„Ma mère l’oye“ schrieb Maurice Ravel 1908 als eine Sammlung von Kinderstücken für Klavier, vierhändig. Im Jahr 1911 orchestrierte er sie selber. Diese basierten zum Teil auf der berühmten, gleichnamigen Märchensammlung von Charles Perrault. Und was macht Ravel aus dieser Vorlage? Unglaubliches! Einige dieser Stücke sind dadurch sehr bekannt geworden. So wohl  auch der Schluss „Le jardin féerique“ - keine einfache Aufgabe für das  Orchester, das aber - glänzend aufgelegt - gekonnt alle Facetten dieser wandlungsfähigen Musik zum Klingen bringt und uns so zu einem Klangerlebnis der besonderen Art verhalf.

 

Viel Beifall an diesen Abend: großer Applaus, der kaum enden will. Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Konzert am 30.11. 2021 in die A. P. Møller Skolen, zur „Klangreise“ mit dem Schleswig-Holsteinischen  Sinfonieorchester. Wie schön, dass es ab Januar 2022 wieder ein Abonnementsangebot für das kommende Jahr gibt. Das möchte ich gerne zeichnen.

 

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