St. Johanniskloster Schleswig * zwei Bücher

 

Es lohnt sich, Schleswig zu besuchen: Die Stadt ist ein Mekka für Kultursuchende. Wer vom Bahnhof kommt, macht bestimmt einen Abstecher ins Schloss, verliert sich anschließend garantiert in den wunderbaren Museen dort, erklimmt den Barockgarten und schafft es danach gerade noch zum Dom, um kulturgesättigt umzukehren. Und verpasst also ein Juwel, das St. Johanniskloster und seine unmittelbare Umgebung, weil er es in der Regel nicht kennt.

 

Zwei Bücher gibt es, die diese Wissenslücke füllen können: Manfred Tönsing hat mit seinem 2013 erschienen Buch mit dem Untertitel Ein historischer Rundgang durch das geistliche und weltliche Klosterleben mit Unterstützung des Freundeskreises St.-Johannis-Kloster vor Schleswig und der Nord-Ostsee-Sparkasse ein kleines broschiertes Bändchen vorgelegt. Klosterbesucher spazieren durch die Schleswiger Altstadt, lernen in einem ersten Abschnitt, wie aus dem ursprünglichen Benediktinerkloster ein adliges Damenstift wurde, erfahren, wie eine „Konventualin“ sich in das Kloster „einschrieb“ und das trotz aller Veränderungen der letzten Jahre unter bestimmten Voraussetzungen auch heute noch kann. Das Kloster und seine Gebäude werden vorgestellt, seine Bewohnerinnen und Bewohner selbstverständlich auch. Ansprechende Fotografien und eine Liste mit Schlüsselwörtern, eine komprimierte Zeittafel und das obligatorische Quellenverzeichnis ergänzen den kompakten Führer, der ausgesprochen gut lesbar ist und daher eine solide Verständnisgrundlage schafft.

 

Michael Radtke greift in seinem Text-Bildband Schleswig und sein St.-Johannis-Kloster noch weiter aus: In einzelnen Themenkapiteln umkreist er Begriffe wie zum Beispiel „Natur“, „Zeit“, „Johannes“, „Stein“ und bringt sie in einen lokalen Kontext. Im Abschnitt „Mönchskrieg“ berichtet er, wie aus ursprünglich vier Klöstern vor Ort nur das St. Johanniskloster erhalten bleibt. Auch porträtiert er ausführlich außergewöhnliche Personen wie die berühmte Ulrike von Pogwisch, Priörin des Klosters zur Goethezeit. Und natürlich wird außerdem der allgemein beliebte Klosterprobst Rochus von Liliencron, ein ausgezeichneter Gelehrter, mit einem eigenen Kapitel bedacht. Andererseits liegt es auch an diesem Probst, dass das St. Johanniskloster im 20. Jahrhundert seinen Landbesitz verlor.

 

Aufgrund der souveränen Behandlung vieler allgemeiner Klosterthemen – unter anderem „Zeit im Kloster“, der Namengeber „Johannes“ und seiner Namensvettern – und durch die thematische Einbindung der Nachbarschaft des Klosters, also der Fischersiedlung Holm, sowie der sehr gelungenen Vorstellung des Bibelzentrums als Teil des Klosters kann man es Michael Radtke nachsehen, dass er sich leider um einen angemessenen Literaturnachweis gedrückt hat. Schön, dass er uns aber andererseits auch mit der Anbindung des Klosters in und um die Stadt Schleswig herum bekannt macht. Nicht zuletzt verzaubern die wunderbaren Fotos, die Ingo Lau zu diesem wirklich ansprechenden Bildband beigesteuert hat.

 

Erfreulicherweise legt der Verlag Boyens diesen Band mit der ISBN 978-3-8042-1536-8 zu einem erstaunlich niedrigem Preis vor, nämlich 28 Euro. Wer das Bändchen von Tönsing erwerben möchte, sollte sich an die Geschäftsführerin des Klosters, Frau Josephine Hubalek, wenden. E-Mail: josephinehubalek@googlemail.com oder Telefon 01525 368 89 31.

 

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