Gebetshaus Christiansfeld von außen
Manchmal werden Exkursionen zu Zeitreisen. Genauso hat es die Gruppe Offene Kirche bei ihrem Jahresauflug am 11. Oktober erlebt, an dem sich acht Mitglieder und Pastor Witold Chwastek nach Christiansfeld in Dänemark aufmachten, um dort eine ganz besondere Kirche und das sie umgebende Städtchen zu besichtigen.
Unser vierundachtzigjähriger Führer Lorenz Asmussen (ganz links im Bild) machte unseren Besuch zu einem spannenden Ausflug in die Geschichte der Herrnhuter Brüdergemeine. Wir erfuhren zum Beispiel, dass die Brüdergemeinen in Zarastoy, Zeist und Christiansfeld nicht nur architektonisch nach dem Vorbild Herrnhut errichtet wurden, sondern geradezu „Glaubenskopien“ darstellen.
Überall in Christiansfeld ergibt sich ein enger biblischer Bezug. Der Sand auf dem Boden der Kirche, die wir zuerst besichtigen, ist ein Verweis auf die alttestamentarische Situation des Volkes Israel in der Wüste, die Trennung nach Männern und Frauen ebenso. Die gewollte Schmucklosigkeit des Raumes ist als Gegenentwurf zur katholischen Barockarchitektur der frühen Neuzeit zu verstehen. Der Gottesdienst mit einem Pastor ohne Ornat erzeugt Einfachheit und Nähe. Die geschlossene Architektur der Siedlung beeindruckt uns, erst recht, als wir hören, dass die gelbe Farbe der Ziegel oder des Anstrichs für die Auferstehung Christi steht. Der beliebte Herrnhuter Stern wiederum symbolisiert die Nachfolge Christi, dem die Weisen aus dem Morgenland auf ihrem Weg zur Krippe folgen.
Unsere zweite Station ist der Friedhof, etwa eine Viertelstunde von der Kirche entfernt: ein „Gottesacker“ der Gemeine für ihre Toten, der auch heute noch genutzt wird. Es gibt hier keine aufrecht stehenden Grabsteine, sondern nur nummerierte Grabplatten mit wenigen Angaben zur Person in Feldern, die ebenfalls nach Männern und Frauen getrennt sind. Die Soldaten, die während der deutsch-dänischen Kriege im 19. Jahrhundert in der Christiansfelder Kirche gepflegt wurden und dennoch gestorben sind, fanden hier ebenfalls ihre letzte Ruhestätte. Als einzige Ausnahmen wird auf ihren Grabsteinen neben den Lebensdaten ihr militärischer Rang genannt.
Die Stadt selbst ist getrennt in einen geistlichen Teil mit Kirche, Wohn- und Gemeinschaftseinrichtungen und einen weltlichen Teil, der Kaufmannsläden und ein geschichtsträchtiges Gebäude, das Broedremenighedens Hotel, umfasst. Viele dänische Könige haben hier gegessen und übernachtet, wie uns Herr Asmussen an unserer letzten Station schildert. Nachdem wir uns bei ihm herzlich für seine einmalige Führung bedankt und ihn verabschiedet haben, sind wir in diesem Hotel eingeladen zu Kaffee, Tee und Kuchen. Unsere Gespräche kreisen um die beeindruckende Welt der Herrnhuter und runden den auch diesmal wieder schönen Ausflug der Gruppe Offene Kirche ab, an den wir uns noch lange erinnern werden.
Wenn Sie Lust haben, sich über uns zu informieren und im nächsten Jahr mitzufahren, wenden Sie sich bitte an Pastor Chwastek, Telefon 04621/990117.
Gebetshaus Christiansfeld von innen
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