St. Laurentii Kirche Itzehoe 2011

Turm der St. Laurentii Kirche

Innenraum St. Laurentii

Weihnachtsmotiv aus der St. Jürgen Kapelle

 

Ausflug der „Offene Kirche“ nach Itzehoe am 7.10.2011

 

Am 7. Oktober, einem schönen Herbsttag, war es wieder soweit: 6 Menschen der Initiative "Offene Kirche" unserer Gemeinde haben sich auf den Weg gemacht nach Itzehoe, diesmal in zwei eigenen PKWs. Um 12.10 Uhr sind wir losgefahren und  etwa 13.15 Uhr angekommen, wo wir von Herrn Schmidt, unserem 1. Führer herzlich begrüßt wurden.

 

Er hat uns die St. Jürgen Kapelle gezeigt und nahegebracht, jene kleine Kirche, die im 13. Jahrhundert als Spitalkirche außerhalb des Stadtbezirks gegründet wurde. 1657 wurde die Stadt bei Auseinandersetzungen zwischen Schweden und Dänemark in Brand geschossen, auch die St. Jürgen Kapelle brannte aus und erhielt in der Folgezeit ihre barocke Ausprägung. 1958 gab es eine Innenrenovierung, bei der das hölzerne Tonnengewölbe und sehenswerte Gemälde freigelegt worden sind.

 

Hr. Schmidt erklärte uns die Ausmalung, die - in große Rechteckfelder aufgeteilt - auf der Nordseite Darstellungen aus dem alten Testament enthielt: die Austreibung aus dem Paradies, Isaaks Opferung, Ezechiels Gesicht, Lots Flucht, Jakobs Traum, Elias Speisung, Männer im Feuerofen. Auf der Südseite: Verkündigung an Maria, Verkündigung an die Hirten, Geburt Christi, Himmelfahrt, Bekehrung des Paulus, Berufung des Petrus, Befreiung des Petrus aus dem Kerker. In  den Bogenfeldern des Osten das Abendmahl, im Westen das jüngste Gericht.   

 

Sehenswert auch der Altar aus dem Jahre 1672 mit plastischem Kruzifix im Zentrum und auf einer der beiden Seitenwangen Johannes, der auf einem Teufel steht. Eine Granittaufe, vermutlich romanisch, eine Kanzel auf dem 17. Jahrhundert mit kräftigem Knorpelwerkschmuck und sechseckigem Schalldeckel, und ein zweiflügeliger Lettner vermitteln uns eine wunderbare Kirchenraumerfahrung. Es hat uns besonders gefreut, daß Frau Köhn an der Orgel eine Melodie nach "Freude schöner Götterfunken..." von Beethoven gespielt und uns eine entsprechende Nachdichtung als "Christen singt ein Lied der Freude" in die Hand gedrückt hat.  

 

Das Restaurant "Himmel und Erde" war unser nächster Anlaufpunkt: es gab Kaffee, Tee und Kuchen, ganz ausgezeichnet. Hier war Gelegenheit, sich über vieles auszutauschen.

 

Gegen 16 Uhr trafen wir auf Herrn Meinert, der uns durch die Laurentii Kirche geführt hat. Es begann mit einer Turmführung, die uns den fast 80 meter großen Turm von innen nahe brachte. 2002 wurde der Turm durch ein Unwetter schwer beschädigt und bis 2005 saniert. Der Auf- und Abstieg, die zahlreichen Erläuterungen zu Architektur direkt vor Ort waren eine imponierende Erfahrung.

 

Die St. Laurentii Kirche wurde von 1716 bis 1718 als barocker Backsteinsaalbau mit einem weit gespannten Holztonnengewölbe errichtet und ersetzte eine zweischiffige gotische Hallenkirche, die beim großen Stadtbrand von 1657 weitgehend vernichtet wurde. Der Hauptaltar, den Herr Meinert uns danach erklärte, stammt aus der Werkstatt des Hamburger Bildschnitzers Hans Baxmann. Auf 24 Szenen wird die Heilsgeschichte dargestellt: es gibt Motve aus dem alten und aus dem neuen Testament. Besonders anrührend ist eine Darstellung der "Flucht aus Ägypten".

 

Die Kanzel, die heutzutage eher selten genutzt wird, zeigt in den Feldern Szenen aus dem Leben Jesu.Der Orgelprospekt von 1718, der von Arp Schnittker gelieferten wird, die Emporen an Nord-, Süd- und Westseite, das Triumphkreuz aus dem 17. Jahrhundert, die drei Abbildung des Namenspatrons dieser Kirche, alles wird uns kundig, aber nie aufdringlich erklärt und ergibt einen Kirchenraum von beeindruckender Geschlossenheit.

 

In den seit 1961 zugänglichen sechs Grüften sehen wir eine weitere Besonderheit dieser Kirche: Metallsarkophage, zum großen Teil aus dem sich räumlich anschließenden Kloster stammend, beeindrucken uns durch die Kunstfertigkeit, mit der diese hergestellt wurden. Viele Mitglieder der Familie von Ahlefeld haben hier ihre letzte Ruhe gefunden. Wir schließen unsere Besichtigung ab mit einem Gang durch den direkt an die Kirche grenzenden ehemaligen Klosterkreuzgang, der beim großen Brand im 17. Jahrhundert unzerstört blieb.

 

Viel zu schnell verging die Zeit: nachdem wir uns bei Herrn Meinert für seine engagierte Führung bedankt hatten, wurde die Rückreise angetreten, gegen 19.30 Uhr waren wir zu Hause. Vielen Dank an Pastor Chwastek, der diese Reise organisiert hat. Wenn sie Lust haben, bei der nächsten Fahrt mit dabeizusein und ganz allgemein in der "offenen Kirche" mitzumachen, können sie über das Kirchenbüro Haddeby,  Tel. 04621-32421, Kontakt aufnehmen.   

 

Ein PS aus gegebenem Anlaß: seit Oktober 2020 gibt es für alle Liebhaber der Kirchenmusik einen ganz besonderen Leckerbissen.   Die Broschüre „Musiktraditionen in der Itzehoer St. Laurentii­kirche“ präsentiert die Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt zur historischen Musikkultur im Bereich von Niederelbe und Nordseeküste zurzeit der Reformation, insbesondere im Bereich der Kirchenmusik. In der neu überarbeiteten Auflage finden nun auch die weiteren Entwicklungen im 19. und 20. Jahrhundert der Itzehoer Chor- und Orgeltradition einen Raum. Diese Broschüre kostet lediglich € 12 und kann über das Gemeindebüro der Kirchengemeinde St. Laurentii, Tel. 04821/676210, bestellt werden.

 

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