Christine Janicek (Lekt.) 33 1/3 Cover Art
Katalog zur Ausstellung im Kunstraum Nestroyhof, Wien
Selten habe ich mich über ein Geburtstagsgeschenk so gefreut wie über dieses: Schwester und Schwager hatten mir einen Katalog geschenkt, der die Ausstellung 33 1/3 Cover Art in Wien in der Zeit vom 22. Juni bis zum 9. November 2017 begleitete.
Dieser Begleitband hat es wirklich in sich. Die Herausgeberin Christine Janicek, die den Kunstraum Nestroyhof in Österreich leitet und auch diese Ausstellung mitkuratiert hat, umschreibt eingangs zunächst kurz ihre Leitidee, die Nähe von Kunst und Musik anhand von Plattencovergestaltung zu präsentieren. Gemeinsam mit Arne Reimer, dem Fotografen und profunden Kenner der Jazz-Szene, und anderen Experten liefert sie einen lesenswerten Beitrag über die Geschichte des Schallplattencovers.
Der 168 Seiten umfassende Katalog gliedert sich – wie die Ausstellung selbst – nach berühmten Plattenhüllengestaltern wie zum Beispiel Alex Steinweiss, dem Erfinder des modernen Covers, nach Grafikdesign-Agenturen wie Hipgnosis, nach Musik- und Stilrichtungen wie Psychedelic Art, nach Musiker*innen wie Grace Jones und Fotograf*innen wie Annie Leibowitz sowie natürlich auch nach berühmten Plattenfirmen wie dem Label ECM. Spezialkapitel, zum Beispiel zur Gruppe Kraftwerk oder zu Brian Eno und dem Thema „Der Melting Pot New York“ runden das Ganze ab.
Die einzelnen Exponate werden anschaulich beschrieben und erläutert, egal ob es sich um die frühen Grafiken eines David Stone Martin und dessen Arbeiten für Clef Records, Verve oder Norgran Records handelt oder um den berühmten Reid Miles, der zwar fünfhundert Albumhüllen für Blue Note entwarf, selbst aber Klassikhörer war. Faszinierend auch das Kapitel, das sich mit den Plattencovern der Beatles auseinandersetzt. Es nennt die verschiedenen Gestalter, die für die Beatles-Alben gezeichnet oder fotografiert haben, dokumentiert den zunehmenden Einfluss der Band auf die Cover und zeigt auch eine Karikatur ihres wohl berühmtesten Motivs für die LP „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band”, das die Plattenhülle von „We are Only in It For The Money“ durch Frank Zappa und die Mothers of Invention ins Spiel bringt.
Ich muss es wohl nicht weiter ausführen: Beim Blättern durch dieses ausgesprochen liebevoll aufgemachte und hochwertige Buch kommt auf die eine oder andere Art natürlich auch die Musik zurück, die sich damals beim Hören fest in den Kopf oder besser ins Herz eingegraben hat. Auch heute noch mindert das Knacken, Rauschen oder Knistern den Musikgenuss dieser alten Langspielplatten nicht im mindesten. Im Gegenteil – die Freude, in musikalischen Erinnerungen zu schwelgen, wird durch das Stöbern in diesem Bildband sogar noch gesteigert.
Vielen Dank an Christine Janicek, Arne Reimer und die anderen! Mit diesem Katalog haben sie einem Aspekt einer fast schon untergegangenen Hör- und Musikepoche ein bleibendes Denkmal gesetzt.
Das Buch ist unter der EAN 978-3-903228-02-3 zum Preis von 33 Euro beim Verlag für Moderne Kunst in Wien erschienen. Auch die Buchgrossisten in Deutschland listen ihn – hoffentlich noch möglichst lange.
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