Andrea Wulf - Alexander von Humboldt

Im 19. Jahrhundert bekannt und berühmt, von den Zeitgenossen als Wunderkind bestaunt: Alexander von Humboldt gehört zu den Genies in der Geschichte der Naturwissenschaften. Heute ist er leider fast vergessen.

 

 Schon in seiner Zeit als junger Erwachsener beweist er einen erstaunlichen Mut und einen Drang nach Unabhängigkeit. Auch wenn sein Elternhaus für ihn eine dauerhafte Stellung als preußischer Beamter favorisiert, will er seine Ausbildung zum Bergbauassistenten so schnell wie möglich beenden und dabei nur deshalb so viel wie möglich lernen, um möglichst früh eigenständig zu sein. In dieser Zeit lernt er in Weimar Goethe kennen, der den wissbegierigen jungen Mann sofort in sein Herz schließt. Die Freundschaft der beiden wird ein Leben lang andauern.

 

 Auf abenteuerlichen und oft lebensgefährlichen Reisen erforscht Humboldt die Welt; Lateinamerika, Russland und Zentralasien sind die Ziele, Physik, Zoologie, Botanik, Astronomie und Klimatologie die Forschungsgegenstände. Humboldt ist ein Meister des Einzelnen, aber anders als seine Kollegen fügt er alle seine Erkenntnisse auch wieder zusammen. So kann er getrost als Vater der modernen Ökologie verstanden werden. Die Gesamtschau auf die Dinge ist ihm immer wichtig. Als erster beschreibt er deutlich, was passiert, wenn der Mensch die Natur ohne Kenntnis der Voraussetzungen achtlos behandelt.

 

 Auch politisch nimmt Humboldt kein Blatt vor den Mund. Als Kind der französischen Revolution kritisiert er sehr früh die Sklaverei und die Überheblichkeit des „weißen Mannes“. In Paris schließt er Freundschaft mit Simon Bolivar und begleitet dessen Weg der revolutionären Veränderung in Lateinamerika.

 

 Paris ist neben London Humboldts Lieblingsstadt. Zuerst ist er trotz seiner Position als preußischer Kammerherr fast ständig dort. Später zwingt ihn Wilhelm der IV. von Preußen zur Residenzpflicht. Murrend fügt er sich, verkneift sich sogar jeglichen Kommentar zur 1848er-Revolution. Grund dafür ist Humboldts ständige Geldnot, denn er versteht Geld nur als lästiges Mittel zum Zweck und unterstützt selbst dann noch großzügig andere, wenn seine eigenen Mittel eigentlich erschöpft sind.

 Humboldt ist außerdem ein erstaunlich produktiver Briefeschreiber und Buchautor. Seine Reiseerlebnisse beschreibt er ausführlich und mit einer ungeheuren Liebe zum Detail, verbindet wissenschaftliche Informationen gekonnt mit literarischen Landschaftsbeschreibungen. In dieser Form hat vor ihm noch niemand von fremden Ländern gesprochen und der Leserschaft zugleich naturwissenschaftliche Fakten nahe gebracht. So beeinflusst Humboldt auch nach seinem Tod zum Beispiel bedeutende amerikanische Persönlichkeiten: den Schriftsteller und Philosophen Henry David Thoreau, den Naturforscher George Perkins Marsh und den Naturschützer John Muir sowie auch den deutschen Ökologen, Künstler und Naturforscher Ernst Haeckel.

 

 Andrea Wulf hat ein unglaublich spannendes und informatives Lebensbild geschrieben, das einen ungewöhnlichen Menschen und seine Zeit wieder aufleben lässt. Ein außergewöhnlicher Mensch in einer Ausnahmebiografie!

 

 Das Buch kostet € 24.99 und ist unter der EAN 978-3-570-10206-0 im Verlag Random House erschienen.

 

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